Oskar Wolff

* 26. Februar 1858 in Walsrode
+ 1. September 1943 in Walsrode

1886 Übernahme der Bomlitzer Pulverfabrik Wolff & Co. nach dem Tod des Vaters Wilhelm

Vielfältig engagiert als Politiker, Vereinsmitbegründer, Stifter

1927 Walsroder Ehrenbürger

1933 zwangsweise Aufgabe aller politischen Ämter

1942 Rückzug aus der Firmenleitung
 

Der Industrielle und Politiker Oskar Wolff entstammte einer seit 1766 in Walsrode ansässigen Kaufmannsfamilie. Dort wurde er am 26. Februar 1858 als zweites von vier Kindern des Pulverfabrikanten Wilhelm Wolff (1820-1886) und seiner Frau Clara (1834-1899) geboren. Sein Großvater August Wolff hatte 1815 mit der Umwandlung der Bomlitzer Papiermühle zu einer Pulvermühle den Grundstein für die Firma gelegt.

Nach einer umfangreichen Ausbildung, die u.a. ein Chemiestudium in Hannover und Berlin beinhaltete, heiratete er 1882 Maria Heyn aus Lüneburg. Bereits 1878 mit Prokura ausgestattet, übernahm er nach dem Tod seines Vaters 1886 die Werksleitung und Geschäftsführung von Wolff & Co. (seit 1876). In den folgenden drei Jahren schloss er mehrere Kartellverträge mit deutschen und europäischen Pulverfabriken ab, die ihm durch gemeinsam erwirtschafteten Gewinn, der dann nach einem bestimmten Schlüssel verteilt wurde, ein festes Einkommen sicherten. 1888 begann Wolff & Co. neben Schwarzpulver auch rauchloses Schießpulver herzustellen. Weitere Produkte waren Nitrozellulose, sogenannte Schießbaumwolle, und Jagdpatronen. Nach dem Ersten Weltkrieg stellte man sich auf Viskose-Produkte (u.a. Kunstdarm für Lebensmittelverpackungen, Elektro-Isoliermaterial, Flaschenkapseln) um. Durch die zusätzliche Aufnahme seines Bruders Fritz (1865-1931) in die Firmenleitung im Jahr 1897 konnte sich Oskar Wolff noch anderen Tätigkeiten widmen.
 
So bestimmte er als Mitglied des Bürgerkollegiums zwischen 1896 und 1933 wesentlich die Geschicke der Stadt (Bau des Kreiskrankenhauses, des Rathauses, des Heidemuseums, der Freibadeanstalt). Zudem war er im Kreistag, Hannoverschen Provinziallandtag und 1897 sogar im Preußischen Landtag vertreten. Er machte sich als Stifter für verdiente Lehrer, Erbauer von Werkswohnungen für seine Arbeiter und Angestellten sowie als Gründer der Kolonie Schneeheide (1912-1914) einen Namen. Daneben war er Mitbegründer der Molkereigenossenschaft, des Land- und forstwirtschaftlichen Vereins sowie des Vereins für Kunst und Wissenschaft. Im Privaten trat der Vater dreier Söhne als begeisterter Amateurgeologe, Bergsteiger, Jäger und Tennisspieler hervor.
 
1916 verlieh im die Technische Hochschule Hannover die Ehrendoktorwürde; 1927 wurde er Walsroder Ehrenbürger. Die NS-Machthaber drängten ihn zwar 1933 zur Aufgabe seiner politischen Ämter, doch kam es in wirtschaftlicher Hinsicht zur Kooperation. 1938 wurde Oskar Wolff zum Wehrwirtschaftsführer ernannt. Nach über 55 Jahren schied er 1942 aus der Geschäftsleitung der Firma aus. Er starb hoch geehrt am 1. September 1943.
 
Quellen: Stephan Heinemann: „Der König von Walsrode“. Aus dem Leben von Oskar Wolff (1858-1943) (=Schriftenreihe „Rückblende“, Heft 4), herausgegeben von der Stiftung Geschichtshaus Bomlitz e.V., Walsrode 2008, Ders.: Walsroder Straßen und ihre Namensgeber. Eine Sammlung von 67 Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Technik, Religion, Kunst und Kultur, Walsrode 2002.